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27.Juli - 02.Oktober 2002
aktuelle Reiseberichte aus Tibet und Xinjiang

      Ich finde das total super, dass ich von China aus meine Website steuern kann.
Das werde ich selbstverständlich nutzen und hin und wieder das ein oder andere chinesische
Internet-Cafe (auf Chinesisch: wângbã) aufsuchen.

  Zugfahrkarte von Xian nach Peking-West Dann werde ich: - meine Erlebnisse
- meine aktuelle Reise-Route
- den weiteren Reise-Verlauf
- was ich alles gegessen habe
- und und und ...
täglich aktualisieren


Dieses Jahr werde ich tief in tibetische Regionen vorstoßen und dabei so einige Höhenmeter überwinden müssen, neue Völker kennenlernen, in buddistischen Klöstern schlafen oder einfach nur mit dem Pferd über unendliche Weiten holbrigen Grasslands reiten. Probleme mit der Sprache werde ich wohl diese jahr nicht so sehr haben, denn ich hab ja bereits 1 Semester Chinesisch gepaukt und 2x China-Aufenthalt als Sprachtraining genutzt.

R E I S E B E R I C H T E   -   J E D E N   T A G   N E U
Der 5000ste User mailt mir einfach auf: markuspolo1@hotmail.com
Deutsch Die Karten meiner Reiseroute: China-Karte Shanxi Provinz China, südwest Sichuan Provinz Qinghai Provinz Tibet Xinjiang
ENGLISH Maps of my trip: China-map Shanxi-province China, southwest Sichuan-province Qinghai-province Tibet Xinjiang



[Um zu wissen in welcher Zeit ich gerade lebe, rechnet ihr +6 Stunden dazu!]

Die Chinesische Zeit beträgt +6 Stunden.
Zwischen Deutschland und China besteht ein Zeitunterschied
von plus 6 Stunden im Sommer bzw. plus 7 Stunden im Winter.

Forum Gewinnspiel Gästebuch Meinungen

Gewinnspiel 1 Yuan = 10 Jiao = 100 Fen = 25 Pfennige = 12 Eurocent

Name: XINJIANG Xinjiang

Datum: Freitag, 20 September, 2002 um 19:32:17
Kommentar:
Ich verlasse Tibet mit all seinen Schwierigkeiten und Schönheiten und reise in die nächste autonome Provinz.

Am 6.September reise ich mit ein paar Schwierigkeiten in die Provinz Xinjiang ein, jener chinesischen Provinz der Seidenstraße,... [mehr]

Name: Pulaan - ein tibetischens Dorf

Datum: Samstag, 7 September, 2002 um 15:58:22
Kommentar:
Die Fahrt mit dem Truck vom Ali nach Pulaan war im Vergleich zu der Gestrigen "fast" First Class. Ich konnte im Fahrerhaus eines Lastentrucks, der Baumaterial an die nepalesisch Grenze bringt, mitfahren. Für die 400 Km brauchen wir 25 Stunden. So erreiche ich Pulaan am 24.August abends. Pulaan ist ein Grenzdorf zu Nepal, etwa 35Km von Nepal entfernt, und dient den Chinesen nur als Handelspunkt mit Nepal. Nicht so interessant für mich, aber es gibt ein Dorf, etwa 2 Stunden Fußmarch von hier, namens "Dou you zhang", welches schon seit vielen Generationen traditionellen Handel mit dem nepalisischem Nachbardorf berteibt. Ich nehme natürlich dem Fußmarch in Kauf und wandere über die Berge in dieses Dorf mit den 70 tibetischen Häusern. Von der Berspitze aus kann ich die ersten Häuser schon sehen, die Gebetsttrommeln am Eingang des Dorfes auch. Das Dorf zieht sich im Tal entlang, mit immer 10 bis 15 Häusern einer Sippe bilden sich mehren Gruppen von Häusern im Abstand von jeweils ein bis zwei Kilometern. Ich erreiche den Eingang des Dorfes, erste Bewohner kommen mir entgegen. "Dashi Delek" rufen sie mir zu. Eine kleine alte Frau mit einem Bündel Feuerholz auf dem krummen Rücken, deren starkbraunes Gesicht mit den vielen Falten in der tiefstehenden Sonne glänzt, kommt gerade aus den Bergen zurück. Wenn sie lacht, kann ich ihre letzten zwei Zähne sehen. Der Hirte mit den 120 Ziegen, kommt rechts vom Berg herunter, treibt die Ziegen ins Dorf. Auch den kleinen Jungen der mit den Steinen spielt, sehe ich. Ich habe die ersten 12 Häuser erreicht. Die Sonne knallt mit ergibiger Kraft ihre gesammte Energie auf die Weizenfelder des Dorfes, die Farben der Häuser und der tibetischen Kleidung strahlen in ihrem Licht kräftig in der kargen Landschaft aus Erde, Fels und Schnee.

da steht eine Frau mit ihren 5 Kindern am Eingang ihres Hauses, guckt erstaunt, welch fremder im Dorf ist, die Kinder rennen sofort los um diese Nachricht zu verbreiten und das Pferd was vor der Tür angebunden ist, wiiiiiihiiiihhiiihhhiiiiiiiirrrrrrrrrrrrt. Kinder mit Körben in denen die Ernte ist, biegen vom Feld ins Dorf ein, ein Junge bindet das Pferd los und spannt einen Karren dahinter. Zieht los, um die ganze Ernte des Tages einzuholen.

Alte Frauen mit Gebetsmühlen laufen langsam am Wegesrand, drehen unaufhörlich ihren Gebetsmuehlen. Dieses Dorf ist zu tiefst religiös. Die alten Frauen laufen zu den Gebetstrommeln in der Mitte des Dorfes, die sich durch die Wasserkraft des Dorfbaches ständig drehen, und laufen 3 Runden um diese. Die Männer sind auf den Feldern, einige Frauen waschen am Fluß Wäsche und Gemüse. Einige trennen die Spreu vom Weizen.

Als die mich sehen, laden sie mich spontan zum Buttertee ein... Es gibt hier keinen Strom und auch kein fließend Wasser, alles ist hier selbstgemacht - auch die Kleidung und der Pferdekarren. Die Menschen außerst zufrieden mit sich selbst und gelassen wenns mal regnet oder schneit. Die umliegenden Berge mit Schnee und Eis zeigen wie heftig es hier Stürmen kann. Dunkle Wolken ziehen am stahlblauen Himmel auf, es fängt an zu schnein, aber nur für kurze Zeit erklären mir die Bewohner. Der Schnee schmilzt sofort unter der von der Seite noch einscheinenden Sonne. Nach 3 Schalen Buttertee und der vorbeigezogenen Wolke laufe ich weiter ins Dorf hinein. Das Dorf ist wirklich traditionell, wenn man Tibet Ablichten möchte, dann hier! Ich brauche nicht nach Motiven für meine Diashow zu suchen, ich warte einfach und knippse was um mich herum geschieht.

Nach 5 Stunden im Dorf laufe ich über die Berge nach Pulaan zurück und suche einen Truck zum nächsten Punkt meiner Reise - Dem See Manasarovar auf 4560m

Markuspolo

Name: Von Zhada nach Ali

Datum: Samstag, 7 September, 2002 um 15:49:07
Kommentar:
Nun ich lasse die Klostermalereinen hinter mir und widme mich nun den wahrscheinlich schwierigsten Tagen meiner Reise durch Tibet. Heute ist der 21.August, und die Schwierigkeit geht schon los. Seit 6 Uhr früh versuche ich einen Truck ausfindig zu machen der mich nach Pulaan bringt, aber wie schon gesagt, Trucks sind selten hier, da musst du nehmen was kommt! 8 Uhr, endlich!, finde ich einen Tuck, der gerade den Motor angelassen hatte. " Qu bu qu Pulaan?" frage ich. "Mei you, qu Shiquanhe." Ist die Antwort. - Der Truck fährt nach Ali, und ich höchstwahrscheinlich mit. Es ist ja die einzige Transportmöglichkeit für heute. Und ob morgen was fährt weiß ich nicht. Also 8. 20 Uhr gehts los, wieder den Bergen entgegen, über sie drüber und zwischen ihnen durch. Tibet, das Land der hohen Berge, der Schneekoppen und sieben Winde, ist nur schwer zu bereisen. Die Straßen mit den ausgefahrenen Löschern und den kreuzenden Flüssen, den hundertmetrigen Pfützen und tiefen Schlamm- und Moraststellen, dem Treibsand und all den anderen "Feinheiten",die die Straßen unbefahrbar machen, und nicht zu letzt die Trucks selber, machen nur kurze Distancen zu Tagesreisen. So auch diesmal wieder: Von 8.20 bis 12.35 Uhr fahren wir konstant* durch. Und ereichen so den höchsten Tagesdurchschnitt für heute - 25 Km/h. Die Straße ist so schlecht, daß es den ganzen Truck von einer Seite auf die andere wirft, der Fahrer kann keinen einzigen Gang länger als 20 Sekunden fahren. Durch die Unebenheiten ist er ständig am Schalten, ständig zwischen erstem, zweitem und dritten Gang hin und her. Ich sitzt übrigens auf der Ladefläche mit 5 anderen Tibetern und genieße die frische himalajische Luft, dick vermummt mit Jacke, langer Unterhose, Mütze,Handschuh' und Schal. Den tibetischen Schlafsack, den ich hier dringendst brauche, habe ich um Beine und Oberkörper bis ran ans Kinn gewickelt, unter dem Gesäss zusammengeschlagen, damit ich was zum sitzen habe. Doch die Holberstrecke lässt mir keine freie Sekunde auf der Ladeflaeche, es wirft mich hoch und runter, links und rechts herum, vor und zurück. Mein Kopf schlägt manchmal gegen die Laderampe, machmal hebt es mich aus dem "Sitz".



Seit 12.35 rasten wir bei Nomaden im Zelt. Wir bekommen Buttertee und Yakmilch gereicht. Der Fahrer lässt sich sichtlich Zeit und so verweilen wir über eine Stunde und schlürfen heißen Buttertee in dieser rauen kalten Gegend mit den sieben Winden. Im Zelt der Nomaden ist es warm und gemütlich, wir sitzen auf dem festgetrampelten Boden im Schneidersitz um den warmen Ofen, der mit getrocknetem Yak- und Schafmist beheitzt wird. //

Die Nomadenfamilie mit vier Kindern ist sehr gastfreundlich - die Tibeter gelten als das freundlichste und friedlichste Volk der Erde - sie schenken Buttertee aus und machen sofort neuen im Butterstampfer, einer 1,5 m langen dünnen Holzröhre mit Stil. Die Butter wird mit etwas Salz zum heißen Tee dazu gegeben und verstampft bis es eben Buttertee wird. //

Nach über einer Stunde, nach dem der Fahrer das Gefühl hatte Mal weiterzufahren, kann die Fahrt dann weitergehen. Tibeter mögen es möglichst lange irgendwo zu verweilen und Buttertee zu trinken. Auch mögen sie nicht schnell zum Ziel zu gelangen, habe ich das Gefühl...

Der Moter stottert, geht aus und wir stehen erst mal mittags 14 Uhr an einem Berg und nichts rührt sich mehr. Anstatt zu reparieren legt sich der Fahrer erstmal für ein Stündchen in die Sonne, mit der Begründung, "Das sei selten hier." Nachdem es schon donnert und blitzt, hier in 4600m Höhe, und die Wolken sich zur dunklen Faust zusammenballen und die Donner immer heftigerem Schalles dröhnen, na jetzt wirds aber höchste Zeit, bequemt sich der Fahrer zur Motorhaupe und schaut mal rein. Die Tibeter nehmens gelassen, ich auch - hab schon zu viel erlebt!



Das Kühlwasser war alle, ist am Anstieg des Berges verdampft. Naja Flüsse queren hier überall den Weg, so auch hier, wir stehen seit einer Stunde mit einem Rad im Wasser, und da ist es ein Kinderspiel dem Truck das Wasser zu reichen. Die Fahrt geht weiter, mitten in den Donner rein. Da es aber schon nachmittags um 4 ist, beschliesst der Fahrer ein weiteres mal zu rasten. Wieder bei Nomaden im Zelt kann ich mir die Hände aufwärmen und Buttertee schlürfen. Drausen wirds immer ungemütlicher und dunkler, der Wind pfeift jetzt durch die Zeltwand und der Rauch wird durch das Abzugsrohr ins Zelt Getr/*ueckt. Um fünf fahren wir dann endlich weiter, es ist kalt geworden und der Wind zieht über die Ladefläche und zu guterletzt entballt sich jetzt die dunkle Wolke mit voller geballter Ladung über uns.
Die stiebige Ladefläche, wird schlammig-dreckig und weiß. Es schneit. Und jetzt hagelt es. Die Hagelkörner schlagen auf dem Boden und der Ladefläche auf und springen wieder hoch. Ein Geräuch wie aus einem Maschinengewehr. Innerhalb der nächste 10 Minuten verwandelt sich die Landschaft und ich auch in eine weiße Traumlandschaft. Wenn nur der Hagel nicht wäre. Mich wirft immer noch hoch und runter und jetzt krieg ich auch noch Hagelkörner auf den Kopf, ich bin schon nass und durchgeweicht und wir haben noch über 100 Km vor uns, was heißt 8 bis 10 Stunden bedeutet. Naja noch eine paar Reparaturen und Buttertee - wir halten insgesammt 11 mal, es wird schon dunkel, und das Wasser auf meiner Jacke ist schon gefroren, erreichen wir den letzten Berg, den wir erglimmen müsse. Noch einmal rauf und dann wieder runter - das wäre zu einfach. Das Lenkgestänge ist locker geschlagen und wir stehen erstmal wieder am Berg. //

Naja, in der Nacht um 1.30 erreichen wir Ali ich bin durchgefroren und froh endlich in Ali zu sein, um morgen schon wieder einen anderen Truck zu besteigen, der mich dann nach Pulaan bringen soll.



Markuspolo

Name: Morgen nach Yechang

Datum: Montag, 2 September, 2002 um 18:40:01
Kommentar:
Ich muss hier weg bevor es Winter wird. Die Straße von Ali nach Yechang ist über 1700Km lang und führt über 6700m. Es ist schon in Ali zu spüren das es langsam Winter wird hier in Tibet. Die letzten zwei Wochen waren reichlich kalt, so daß du sofort nach dem Aufstehen lange Unterhosen, Pullover und Jacke anziehen musst. Hier in Ali spürt man an Hand der Preise und dem Angebot das es Winter wird. Alles was in Ali verkauft wird, kommt aus dem 1700 Km entfernten Yechang mit dem Truck gefahren. Vor 2 Wochen ist eine Brücke auf dieser Strecke zusammengestürtz, sodaß kein Truck den Weg nach Ali passieren konnte. Die Lebensmittel wurden schnell knapp, für eine Birne bezahle ich 6 Yuan (0,75 Euro), für eine Flasche Wasser 5 Yuan statt üblich 1-2.

Die Brücke ist inzwischen wieder passierbar, aber keiner weiß wie lange der Pass mit 6700 Metern noch passierbar sein wird. Es liegt seit zweieinhalb Wochen Schnee dort oben, haben mir einige Fahrer erzählt. Wenn es richtig schneit, wird die Straße unpassierbar und ich sitz in West-Tibet für die nächsten sieben Monate fest. Sieben Monate in West-Tibet. Ich habe schon die heißen Quellen von Tiraputi aufgrund von Kälte und Nahrungsmangel aus meinem Reiseplan gestrichen. Es wird Winter in Tibet. Nomaden stapeln bereits seit Monaten Wurzeln und Yak-Fladen vor ihren Zelten zu riesigen Haufen. Ich trinke fast nur noch Buttertee und esse das tibetische Gericht was aus Mehl und Buttertee besteht, ich brauche dringend Fleisch und Gemüse. Ich habe einen Truck ausfindig gemacht, der Ware hier nach Ali gebracht hat und leer nach Yechang wieder zurück fährt. Morgen 10 Uhr bin ich also wieder auf Achse - für ein oder zwei Tage bis Yechang. Mein Ziel ist Kashgar, an der Pakistanischen Grenze, was von Yechang nochmals einen Tag entfernt liegt. Ich nutze die Gelegenheit und fahre nach Yechang bevor es zu spät ist. Von Yechang oder Kashgar kann ich dann wieder ohne Probleme Reiseberichte ins Netz stellen, auch die letzten 14 Tage, die die interessantesten meiner bisherigen Reise waren. Hier in Ali ist das mit dem Strom so eine Sache: Aller 20 bis 30 Minuten gehen hier, in diesem 5000 Seelendorf, die Lichter aus. Jeder hat hier seinen eigenen Generator, die Stadt wird richtig laut wenn es Nacht wird. Die Generatoren knattern die ganze Nacht durch. Doch es macht keinen Spaß alles zweimal zu schreiben. Ich hoffe also auf ein ruhiges Inernetcafe, wo ich dann die letzten 14 Tage in aller Ruhe aus meinem Kopf schreiben kann.

Markus'Polo

Name: Klostermalereien

Datum: Montag, 2 September, 2002 um 13:02:23
Kommentar:
Von Zhada aus sind es noch 18 Kilometer bis zu dem Kloster weswegen ich die 13-stündenige Reise von Ali nach Zhada auf mich genommen habe. 18 Kilometer eine Straße entlang, die blind endet - am Kloster. Normalerweiße mieten sich Touristen einen Jeep und kommen von Lhasa für ein oder zwei Tage nach West-Tibet, aber ich bereise Tibet auf dem traditionellen Wege, suche den Kontakt zu den Einheimischen und mache so immer wieder die schönsten Bilder.

Jedenfalls bin ich zu Fuß unterwegs und hoffe natürlich auf irgendeinen Karren mit Pferd oder Esel davor der mich mitnimmt. Ich starte als heute am 20.August um 7.30 Uhr, es ist noch dunkel und ganz schön kalt, erste Schweine laufen mir noch im Dorf über den Weg, die Hühner fangen an zu gaggern, einige Türen öffnen sich die Einheimischen des Dorfes beginnen ihren Tag, stehen vor der Tür kratzen sich verschlafen am Kopf und scheuschen die Schweine wieder in den Stall. Mit der Taschenlampe leuchte den holbrigen Weg entlang, bin am Ende des Dorfes angelangt und laufe mich langsam warm. Es ist noch still in der Natur, kein Mux zu höhren, selbst die Sonne schläft noch. Kurz vor acht, es beginnt zu dämmern, das Gestein knackt von der sich langsam erwärmenden Luft und ich höre den Schall meiner Schritte reflektierend von der steilen Felswand neben mir. Kleine Vögel trällern fröhlich daher, ein Adler zieht seine Kreise in der noch ruhigen Luft, das Rauschen seiner Federn ist sanft zu hören, ich quere einen Bächlein, dessen kaltes Gebirgswasser gemütlich ins Tal herab plätschert. Die Sonne geht auf, die ersten Sonnestrahlen bringen die kräftigsten Farben mit sich. Die abstrakten Gebilde und Formen der Berge jenseits des Tales erleuchten in purpurrot, das grüne Gras neben dem Bach richtet auf, das Wasser klitzert in goldenen Farben, plätschert mit mehr Elan. Die Geräusche der Natur werden strärker, es ist jetzt hell. Ich laufe immer noch, es ist nicht ganz einfach den Atemrythmus in 4000 Meter Höhe zu finden. Es ist jetzt Mittag, ich kann das Kloster schon sehen. Es liegt linker Hand vor mir auf einem Berg. Ich kann es fast anfassen. Die holbrige Straße, auf der heute immer noch kein Eselskarren vorbei kam, macht einen Bogen nach Rechts, weit ausladend bis ins Tal hinunter und wieder rauf. Ich stehe vor einem riesigen Plateau und das KLoster ist direkt auf dem Berg dahinter. Ich gehe jetzt querfeldein, die Sonne drückt immer mehr, steht jetzt im Zenit, mein Schatten ist nur noch ein Punkt unter meinen Füßen. Das Kloster scheint nicht weit, ich in gerader Linie darauf zu. Eine Stunde lang und es rückt nicht wesentlich näher, vorbei an verdurrten Tieren, Yaks und Pferden, merke ich, daß vor mir ein tiefe Schlucht liegt, ein Rinnsal bahnt sich seinen Weg am Grunde der Schlucht. Dieses Rinnsal muss wohl in der Schneeschmelze gewaltig sein, wie sonst kann die Schlucht sonst 140 m breit und 60 m tief werden! An einer Stelle, führt ein schmaler, wie es aussieht selten benutzter, Pfadt hinunter. Ich kletter wie eine Bergziege auf allen Vieren nach unten und drüben wieder hoch. Das kostet Zeit in der Hitze. Ich merke nach einigen hundert Metern, daß ein zweite Schlucht auf mich wartet, genauso tief, genauso breit. Ich hab kaum noch Kraft mich vorwärts zu ziehen.

Ich traue meinen Augen nicht, nach der Zeiten Schlucht folgen zwei weitere. Tiefer und Beiter. Keine Chance, ich muss zurück zum Weg. Das Kloster ist vor Feinden wirklich gut geschüzt. Nach 7 Stunden Laufen erreiche ich den Fuß des Berges auf dem (oder in dem ) das Kloster errichtet wurde. Es ist halbvier nachmittags, ich winde mich mit letzter Kraft bei praller Sonne die 300 Meter hoch. Ein Mönch empfängt mich schon freudestrahlend. Das Kloster gehört ebenfalls zum Guge Königreich. Steile in den Fels gehauene Treppen, teils als Tunnel quer durch den Fels, führen bis ganz nach oben, etwa 500 Meter höher als das Plateau ist der höchste Punkt. Das Kloster ist aus Erde und Fels gebaut, die Klostermauern sind in den letzten 1200 Jahren stark ausgewaschen wurden. Die Kulturrevolution hat auch hier vor nicht halt gemacht. In der Mitte des Klosters klafft ein riesiges Loch, wo einst der Buddha mit mehrere Kilogramm Gold stand, die Wand dahinter gleicht einem Schlachfeld. Ich schätze über 100 Buddha standen auf Portalen an der Wand fest gemacht. Heute sind nur noch Buddha ohne Köpfe und Arme zu sehen oder die Portale sind ganz abgeschlagen.
Jedoch sind die Wandmalereien größtenteils erhalten geblieben. Das Kloster ist für seine detailierten Wandmalereien in ganz Tibet bekannt. Die Malereien zeigen wie große Konvois hunderte von 30m langen Baumstämmen aus Indien nach Tibet transportieren, zwischendurch ein betender Buddha im Schneidersitz dann die Erbauung des Klosters und immer wieder Buddha. Die Farben der Malereien sind übewältigend leuchtend im Duster der Klostergemäuer. Riesige Gesichter von tibetischen Geistern grinsen mich an, verschlungen und verschnirkselt in und mit buddhistischen Heiligtümern, behangen mit Schlangen Ketten und Edelsteinen, mit der rechten Hand den Donnerkelch mit Blitz und Donner haltend, zeigen sie eine bestimmte Situation des Schicksals. Den einen den ich grad beschrieb nennen sie Vajrapani, übersetzt: "Der zornige Bodhisattva der Energie" was soviel heißen soll, wie "Blitz und Donner in der Hand". Da aber alles im Gleichgewicht ist, hat auch er friedliche Absichten.

Ich verlasse die düsteren Klostergemäuer mit den schaurigen Abbildungen (sorry, ich kann nur einen Bruchteil dessen schreiben, was ich sah, aber hier noch ein Bild) und wende mich dem Weg nach Zhada zu.

Und siehe da, da ist ja mein Pferdekarren. Gemütlicht sitztend, noch bei den Malereien schwelgend nimmt mich der Bauer mit nach Zhada.

Markus'Polo

Name: Zhada & Thöhling Kloster

Datum: Montag, 2 September, 2002 um 10:32:36
Kommentar:
Zhada ist ein kleines Dorf am Rande Tibets, nähe der indischen Grenze, mit nur wenigen Einwohnern. Die einzige Straße hier im Ort ist so breit, dass die Kinder des Dorfes bequem Fußball spielen können. Die leicht abschüssige Straße, unbetoniert, mit den vielen groben Steinen, die herausragen und ein Befahren quasi unmöglich machen, führt in einer leichten Kurve direkt zum Kloster des Ortes. Ich versuche schon seit Lhasa das Werkzeug, mit dem ein Mandala erzeugt wird, zu bekommen und hoffe in der noch 200 Meter entfernten "Yeshe Ö's Mandala Kapelle" Glück zu haben. Ich trete ein. alles ist ruhig, Wind weht durchs Fenster, wirbelt alten Staub auf, der durch eindringenden Sonnelicht, ins Dunkel, sichtbar wird. Der letzte Mönch des Klosters führt in die Halle des Mandala. Dieses Kloster war das bedeutenste Kloster in West-Tibet, seit ein geandter Mönch des tibetischen Königs "Yeshe Ö" des tibetischen Königreiches Guge nach 17jährigem Studium in Indien zurück kam und den Rest seines Lebens damit verbrachte Buddhistische Texte aus dem Indischen in Sanskrit (Die tibetische Schrift) zu übersetzen. Das alles geschah im 10 Jahrhundert. Das Kloster ist seit der Kulturrevolution 1966 wie Ausgestorben. Alles ist leer, Dinge zertsört Wandmalereien zerkratzt... Hier wird schon seit über 35 Jahren kein Mandala mehr praktiziert. Kein Werkzeug für den Mandala!!!

Was ist ein Mandala? Ein Mandala ist ein Bild aus verschiedenfarbigem Sand, meistens rund und auf Klosterboden gestreut zeigt es buddhistische Motive, oft heilige Geister oder Budda selbst. Reich bis ins Detail mit tibetischen Motiven verziert, strahlt es dann Farbenfroh für einen Tag der Sonne entgegen. Und wird am nächsten Morgen wieder Zerstört. Bis zu 25 Möchne arbeiten an einem solchen Mandala manchmal ein oder zwei Monate. Es wird nur einmal im Jahr gezeigt, zu besonderem Anlass, beispielsweise der Besuch des Dalai Lama.

Markus'Polo

Name: Kurze Meldung!

Datum: Sonntag, 1 September, 2002 um 18:39:23
Kommentar:
Hu, ich bin nach mehr als eineinhalb Wochen ohne Dusche, Strom und Nahrung wieder in Ali angekommen. Ich habe viel erlebt, war jeden Tag auf Achse und sehe schon fast wie ein Einheimischer aus. Ich war in West-Tibet per Anhalter untewegs. Tibet ist Wunderschön! Alle die, die schon auf neue Reiseberichte warten, werden morgen auf ihre Kosten kommen - ohne Zweifel - Reiseberichte aus 5600m Höhe, aus einem Kloster, aus Pulaan(Purang)/Zhada/Datschien(Darchen), vom tibitischen Basar, vom Mount Kailash, vom Regen/Schnee/Hagel, der Kälte und Schlafen im Kolster...und Vieles mehr! Ich habe soviel erlebt, daß mein Notitzbuch aus allen Nähten platzt.

Also bis morgen!

Markus'Polo

Name: Doch nach Purang

Datum: Freitag, 23 August, 2002 um 07:46:18
Kommentar:
Heut morgen war ein Katastrophe. Es schüttete wie aus Kannen. Die Wolken legten sich auf Ali nieder und ergossen alles was in ihnen war. Ich konnte mich also nicht vom Platzte rühren. Es fuhr kein einziger Truck - die Wege sind aufgeweicht, und auf 4000 bis 5500 stecken zu bleiben, damit ist nicht zu spaßen! Es ist jetzt dreisig nach eins und ich habe einen Truck ausfindig gemacht der nach Purang fährt. Er wird gerade hier vor der Tür beladen - Baumaterial. Es ist ein Lastentruck, etwa 15m lang und das Fahrerhaus ist megagroß - mit Schlafkabine. Die 400Km nach Purang führen uns südlich bis 50 km an die nepalesische Grenze. Morgen Abend werden wir Purang erreichen. Also wieder mehr als 35 Stunden.

Markus'Polo

Name: G E W I N N S P I E L - mitmachen lohnt!

Datum: Donnerstag, 22 August, 2002 um 18:13:02
Kommentar:
Wer am Gewinnspiel teilnehmen möchte, liest und klickt sich einfach durch!

Genauso wie im letzten Jahr möchte ich meine fleißigen leser an meiner Reise beteiligen. Letztes Jahr kam ich mit über 40 Kg Souveniers zurück, das wird dieses Jahr nicht anders sein!

Ich verlose insgesammt 10 Sachen. 3 bis 5 Souveniers aus Tibet und ein Paar Kleinigkeiten. Wie ihr am Gewinnspiel teilnehmt? - Ganz einfach: Alle die sich mit einem netten Eintrag in meinem Gästebuch verehwigen, haben im Prizip schon (fast) gewonnen.

Die Regeln: Um am Gewinnspiel teilzunehmen, müsst ihr euch mit einem netten Eintrag im meinem Gästebuch, im Zeitraum vom 28.Juli bis 02.Oktober, verehwigen. Einträge die bereits drinn sind (seit 28.Juli), werden natürlich berücksichtigt. Zwingend notwendig ist , daß ihr eure Email-Adresse mit angebt! Wer seine Chance verdoppeln will und mit zwei losen teilnehemen möchte, muss mir eine Frage beantworten: "Wie hoch ist der Mont Kailash?" Die Antwort schreibt ihr ebenfalls ins Gästebuch.

Maximal nimmt jeder mit zwei Losen teil, Gästebucheinträge könnt ihr natürlich soviel machen wie ihr wollt!

Also viel Spaß beim lesen meiner Berichte und viel Glück -> das Gästebuch wartet...

Dashi Delek (Viel Glück auf tibetisch)

Markus'Polo

Name: Anmerkung

Datum: Donnerstag, 22 August, 2002 um 18:08:30
Kommentar:
Die in Klammern stehenden Bergriffe hinter den Ortsnamen, geben euch die Aussprache in internationaler Bestimmung! Ich erwähne jedoch in meinen Berichten nur die tibetischen Aussprache, da ich mich ja in Tibet befinde.

Wenn #... vor der überchrift steht, dann bitte mit der niedrigsten Nummer beginnen! Markus'Polo

Name: #5 Morgen Zum Mount Kailash

Datum: Donnerstag, 22 August, 2002 um 18:07:15
Kommentar:
Ich bin zwar erst heut Nacht 2 Uhr in Ali angekommen, werde aber dennnoch morgen frueh wieder aufbrechen. Diesmal zum Mount Kailash oder zum Lake Manasarovar oder nach Purang. Das sind jeweils mehr als 400 Km. Wieder mit dem Truck, dem einzigen Verkehrsmittel in dieser rauhen Gegend.

In circa 10 bis 17 Tagen werde ich in Ali zurück sein, in Purang gibt es aber Internet, habe ich vom Post-Office erfahren.

Markus'Polo

Name: #4 Von Zhada nach Ali zurück

Datum: Donnerstag, 22 August, 2002 um 18:06:22
Kommentar:
Keine Möglichkeit, um von Zhada zu Mount Kailash zu gelangen, deswegen musste ich nach Ali zurück - eine echt abeteuerliche Fahrt mit dem Truck auf der Ladefläche! Eintrag vom 21.August wird hier noch eingetragen

Name: #3 Zhada & Thöhling Kloster

Datum: Donnerstag, 22 August, 2002 um 18:05:34
Kommentar:
Eintrag vom 19. und 20.August wird hier noch eingetragen

Name: #2 Grand Canyon in Tibet

Datum: Donnerstag, 22 August, 2002 um 18:04:37
Kommentar:
Wir schieben uns jetzt also schon seit 2 Stunden in diesem Flussbett entlang, einem Tal entstanden als die Erde sich formte. Tiefe Schluchten klaffen in der Landschaft, das Tal, links und rechts durch hohe eigenartig geformte Felsen begrenzt, ist von nor wenigen Metern bis zu 5 Kilometer breit. Ablagerungen unterschiedlicher Dichte und Konsistens, vom harten Felsen bis zur weichen Lehmerde, bildeten sich im Laufe mehrerer tausend Jahre, unter Einfluss von Wasser, zu ganz eigenartigen Formen heraus. Felsen ragen aus der Erde empor, hunderte Meter hoch. Duch starke Regengüsse hat es tiefe Fugen in jeweils gleichen Abständen in den Fels gewaschen. Die Formen sehen aus wie betende Buddas, riesighoch und monumental, Einer am Anderen. Diese Formen sind allerdings natürlichen Ursprungs. Würde man jedoch erzählen, sie seien von Menschenhand geformt wurden, wäre das echt glaubhaft! Ich glaube die buddistische Religion hat ihren Ursprung hier. Zu sehr errinnern mich die Formen an den oft gezeigten Budda in den Klöstern. über 30 Km ziehen sich diese abstrakten Formen hin und ich sehe noch immer kein Ende. Was die Natur hier geschaffen, ist echt gewaltig. Nur Urkräfte können so etwas veranstalten. Der Grand Canyon ist ein echter "Sch...dreck" dagegen. Wir erreichen einen Fluss, auf dessen anderer Seite Zhada liegt. Wir müssen noch einmal einen Umweg um den Fluss, bis zur nächsten Brücke, machen. Auf dem Weg dorthin bleiben wir erneut stehen, das Kühlwasser kocht! Der Fahrer lässt es ablaufen. Nur gibt es jetzt ein Problem: Bis zum Fluss sind es 40 Meter Höhenunterschied. Da müssen wir unser Trinkwasser opfern (der Truck würde auch Abwaschwasser oder süß-saure Suppe nehmen), um die letzten 30 Kilometer bis nach Zhada schaffen.

Nach 13-stündiger quälender Fahrt erreichen wir Zhada.

Markus'Polo

Name: #1 Weg nach Zhada (Zanda)

Datum: Donnerstag, 22 August, 2002 um 18:03:31
Kommentar:
Am Sonntag, dem 18.August früh 6 Uhr, machte ich mich auf den Weg nach Zhada, um von Zhada aus ein 1200 Jahre altes Kloster mit sehr schönen, traditionel tibetischen, gut erhaltenen Wandmalereien zu gelangen. Die 120 Km Luftline zwischen Ali (Shi Quan He) und Zhada sind Wirklichkeit 250 Km Straße. - Ich bin in Tibet, hier gibt es keine schnurgeraden Straßen. Geschweige denn Asphalt!

Um hier in die kleinen tibetischen Dörfer zu gelangen, braucht es Zeit - viel Zeit. Es gibt keine Busse und Züge sowieso nicht wegen den Bergen. Es gibt nur eine ausgefahrene Rinne über die Berge, die manchmal von den Bergen strömendem Regenwasser weggespült, unterbrochen oder gekreutzt wird. Da wartet man schon mal 1/2 Tage. In Tibet Reisen, heißt Zeit haben! Wieviel Zeit du brauchst, bestimmt allein die Natur. "Der Mensch ist hier nur Gast". Gegen die hiesigen Naturgewalten, hier oben, ist man quasi machtlos. Die Tibeter akzeptieren das, sie leben damit. Und das einzige Transportmittel ist der Truck! Geländefähige Trucks der Marke DongFeng. Zwischen den Döfern fahren mehrmals in der Woche Trucks, um Nahrung, Wasser und Baumaterial auch in diese entlegenen Gegenden zu bringen. Alle Trucks sind einheitlich in blau gehalten, unterscheiden sich nur durch die chinesische Aufschrift auf Tür und Ladeklappe, welche den Herknuftsort des Trucks bezeichnet. Nur einen Grünen gibt es hier in Ali, den Post Truck nach Zhada! Natürlich versuche ich mit diesem mitzufahren, aber im Post-Office erfahre ich dass er nur einmal in der Woche, Donnerstags, fährt. Heute ist Sonntag. 6 Uhr verließ ich die Absteige, die ich diesmal für 20 Yuan fand, bepackt mit Rucksack auf dem Rücken sowie Bauch und Landkarte, mit roten Kreutzen, in der Hand laufe ich die 800 Meter bis an Ali's Ende, dem Ein- und Ausgang in diesem 5000 Seelendorf. Ich warte bis ein Truck ausfährt. Ich möchte entweder zum Mount Kailash oder zum Lake Manasarovar oder nach Purang oder nach Zhada. Diese vier roten Kreuzte habe ich eingetragen. Welches ich zuerst ansteuern werde, hängt von dem Truck ab, der gerade vorbei fährt. Wenn ein Truck fährt kannst du richtig glücklich sein. Ich warte also von 6.20 Uhr an. Es ist im übrigen noch stockdunkel, völlig klarer Himmel, soviel Sterne wie hier habe ich noch nie gesehen. Durch die Höhe von etwa 4000 Meter und den umliegenden Bergen von etwa 4500 bis 5600 Metern, teilweise mit Schnee bedeckt, geht die Sonne erst 8 Uhr auf. 6.45 Uhr, nur 150 m entfernt von mir, setzt sich eine Kolonne von 3 Trucks in Bewegung. Die Ladung muss noch verzorrt werden - Baumaterial. Überglücklich frage ich die Fahrer wohin es gehe. Nach Darchen, dem Ausgangspunkt für meine Wanderung um den Mount Kailash. "Duo shao qian?" (Wieviel kostet es?) frage ich. "San bai!" (300) antworten sie gemeinsam. Das ist mir zu teuer. Die drei lassen nicht mit sich handeln. Sie fahren ab.

7.15 erscheint der nächste Truck aus dem Dunkel des Dorfes mit nur einem Scheinerfer. Ich leuchte mit der Taschenlampe entwegen, damit er mich sieht, und halte ihn an. Nach Zhada! Tja, fahr ich eben zuerst nach Zhada. Die Ladefläche voll mit Reissäcken und allerlei Kram. Im Fahrerhaus sitzten bereits drei Leute (Einheimische aus Zhada) plus Fahrer auf zweieinhalb Sitzten. 100 will er. - Das ist ein Akzeptabler Preis. Mein Gepäck mit zu dem Reissäcken und ich mit auf den Zweieinhalbsitzter ins Fahrerhaus. 5 Leute im Fahrerhaus - das ist üblich hier, habe auch schon mehr gesehen. Ich weiß zwar nicht wie das funktionieren soll, aber ich bin froh, daß ich einen Truck gefunden habe. Kompromislos quetsche ich mich mit ins Fahrerhäuschen, die Tür kann ich nur schließen indem ich auf die anderen raufklettere. 7.24 Uhr gehts los, ich liege noch quer. Im Laufe der Zeit finden sich alle Arme und Beine zur zugehörigen Person und wir ordnen uns. Da ich die längsten Beine habe, sitze ich in der Priorität zu erst, alle anderen richten sich dann. Tja, einer sitzt jetzt auf meinem Schoß und zwei haben jeweils ein Bein und ein Arm gekreutzt mit den meinigen. Jedesmal wenn der Fahrer einen anderen Gang einlegt rutschen wir für diesen Moment zusammen, ziehen die Bäuche ein und halten die Luft an, da der Schalthebel direkt for dem Zweieinhalbsitzer herausragt. Der Truck frisst sich seinen Weg durch Tibets unebenheiten, eben den Bergen, die mit Schnee bedeckt. Die ausgefahrene Rinne ist nicht gerade gut zu fahren, der Truck scheppert nur so vor sich hin, mit etwa 40 bis 60 Km/h. Es ist echt unbequem, aber auf Grund dessen, daß wir uns nicht bewegen können, machen uns die tiefen ausgefahrenen Löcher und Flussläufe kaum etwas aus. Eine Weggabelung. Der Truck stoppt. Wir beigen von der sogenannten "Hauptstraße" rechts weg. Ein Seitenarm nach Zhada. Die "Straße" wird schlechter, sandiger, der Truck müht um stricktes Geradeausfahren. Wir sind am Fuße des ersten Berges angelangt, es ist bereits hell, die Sonne blendet, 11 Uhr. Der Truck mit seiner schweren Ladung klettert den mühsam und Takt für Takt den steilen schlängelweg höher und höher. Bergbäche schneiden unseren Pfadt. Wir halten an einem, der Truck schfieft und ringt um frisches Gebirgswasser für seinen Kühler. Wasserdampf steigt empor, der Kühlerdeckel fliegt vom inneren Druck davon, Schläuche wedeln wasserspuckend. Nach der Wasserrast geht es weiter aufwärts. Wir stoppen erneut, der Keilriemen ist fortgeflogen. Keine Seltenheit bei der Anstrengung. Im "Ersatzteillager" finden sich gleich ein Dutzend Keilrieme. Der Fahrer drückt mir ein zwei Meter langes Stämmeisen in die Hand, damit soll ich wohl den Riemen spannen...

20 Minuten und es geht weiter, weiter bergauf, unaufhörlich. Der Moter dröhnt jeder Gang verliert kontinuierlich an Drehzahl, bis schließich der erste Gang den Motor abwürgt - zu steil! Der Anlasser versagt. Wir stehen an steilem Hang. Der Fahrer tritt die Bremse mit aller Kraft, zieht die Handbremse, wir rutschen... Der Motor springt nicht an. Hektisch und auf tibetisch artikuliert der Fahrer, wir vier Mitfahrer springen raus, nur 40 Zentimeter trennen uns vom Abhang. Zusammen Schleppen wir einen der Steinbrocken zum Truck, schieben ihn hinter die Räder. Die Bremsen können veschnaufen, der Fahrer atmet aus, legt seinen Kopf erschöpft aus Lenkrad und sagt: "Uff, so knapp war es lange nicht mehr."

Der Alasser muss gereinigt werden, die Kontakte sind verdreckt. Doch die chinesischen Trucks namens DongFeng sind robust und sehr handlich zu reparieren. Im Motorraum ist nichts weiter, als Motor, Getriebe und Anlasser mit großzügig gelassenem Platz für Reparaturen. Der Anlasser funktionert nach 45-minütiger Reparatur wieder. Den ersten Gang eingelegt und ohne Kupplung startend, zieht der Truck Meter um Meter die steile Wand hoch. Die Ladung droht zu rutschen. Tibets Berge sind unberechenbar. Doch alles geht gut, Der Truck hat die 25 steilen Meter gemeistert, wir steigen wieder ein und es geht weiter berghoch. Immer höher, ich kann den Pass schon sehen. 14 Uhr passieren wir diesen, lassen den Truck auf den 5200 Metern verschnaufen. Es geht bergab, bergab ins Tal, umgeben von noch höheren Bergen, der Fahrer zeigt mir schon den nächsten Pass. Im ersten Gang tuckern wir vorsichtig den Berg hinrunter, um dann auf der anderen Seite wieder hochzuklettern. Der zweite Pass liegt bei 5610 Metern. Vom Schniefen des Trucks brauch ich ja wohl nicht mehr schreiben! Schräglagen des Trucks und vom Wasser ausgespülte Rinnen und Löcher entlang des Weges werfen uns hin und her. Wir schieben uns jetzt schon seit 2 Stunden in einem ausgetrockneten Flussbett, einem Wadi, vorwärts. -> Weiter im nächsten Bericht namens "Grand Canyon in Tibet" !

Markus'Polo

Name: Plan fuer West-Tibet

Datum: Samstag, 17 August, 2002 um 15:15:01
Kommentar:
Morgen früh werde ich versuchen per Anhalter 200 bis 300 KM südlich, nach Zanda oder Darchen zu kommen, also fast bis an die indisch/nepalische Grenze. Von dort aus möcht ich zum Mount Kailash und um den Lake Manasarovar wandern, außerdem nach Purang und nach Zanda zurück. Diese Gegend ist mit Klöstern übersäht. Alles per Anhalter per Truck. Ich weiß also nicht, wann ich in Ali zurück sein werde. 2-3 Wochen kann es schon dauern. Aber ich glaube gehöhrt zu haben, daß Zanda einen I-Net-Anschluß hat.

Markuspolo

Name: Hier oben kannst du die Wolken kuessen

Datum: Samstag, 17 August, 2002 um 15:01:34
Kommentar:
Ich bin schon lange nicht mehr in Lhasa, der tibetischen Hauptstadt. Auch wenn ich gern noch in der sonnigen typisch tibetisch bunten Stadt geblieben wäre, aber mein eigentliches Ziel ist ja West-Tibet.

Das Problem ist nur, daß es hier so gut wie unmöglich ist, irgendein Fahrzeug zu finden, welches Westtibet bzw. die Stadt Ali anfährt. Es ist selten, daß jemand Westtibet ansteuert! Da die Reise im Allgemeinen äußerst unbequem und anstrengend ist. Ich konnte also einen Bus ausfindig machen, der von einem privatman bereitgestellt wird. Immer wenn der Bus voll ist, fährt er los, das kann schon mal eine Woche dauern! Naja, wie auch immer der Bus startete am 12.August 19 Uhr. Eine 1700 Km lange Reise liegt vor mir. Wir starten also in die Nacht hinein, und schon wenige Kilometer außerhalb Lhasa's endet die asphaltierte Straße. Die 1700 KM nach Ali führen quer durch die tibetischen Berge, über Pässe und Hochebenen. Vorbei an Schneebedeckten 7000ern und grasgrünen Landflächen. Die Straße ist so schlecht, beinahe unbefahrbar, daß das gesamte Invetar des Busses nur so scheppert was das Zeug hält, die Scheiben klappern im losen Rahmen, mein Kopf donnert ab und an mal gegen die Scheiben, wenn es den Bus mal wieder hinten aushebt. Die Straße würde man in Deutschland allerhöchstens als "Seitentramplelpfadt eines Feldweges" bezeichnen. 1700 KM! - Absolut nervenzehrend - Bis nach Ali! Ich bin erst heute Morgen, dem 16.August 11 Uhr, hier in Ali angekommen. Das sind 88 Stunden im Bus. 88 Stunden holbrige Wege, über Stock und Stein, quer Feldein, mitten durch die Landschaft. Der Bus quält sich über Pässe, schiebt sich langsam durch Flüsse und überwindet dabei Steigungen, die jedem Jeepfahrer graue Haare wachsen lassen würden. Der Bus schaukelt nur so hin und her, hat teilweise Schräglagen von 30 bis 35 Grad. Die Hochebenen sind jenseits der 4000er Marke! Die Luft ist dünn hier oben, die Durchschnittshöhe der 1700 KM langen Strecke liegt über 5000 Meter. Wir fahren den nächsten Pass an, Schnee liegt bereits am Rande des Weges und die Wasserlaachen sind gefroren. Wir steigen immer höher, unaufhörlich dröhnt der Motor, der Bus klettert förmlich bis zum Gipfel. Es wird kälter, immer kälter, es zieht durch die undichten Fenster, über den Bergen braut sich was zusammen, ich kann den Pass nicht mehr sehen. Es ist nebelig und es schneit, wir sind inmitten einer riesigen Wolke, die Scheiben beschlagen von innen und die Scheinwerfer leuchten mit aller Kraft maximal sieben Meter vorwärts. Der Wind pfeift, hebt den Bus entgegen der Lenkrichtung, wir fahren nur Schritt. Der Bus bekommt kaum genug Luft für den schwierigen Anstieg, ebenso wie ich auch. Am Gipfel angekommen, der Motor dampft, der Bus keuscht, der Fahrer auch, geht es ab ins Tal runter auf 4700m. Die dicke Wolke lassen wir am Gipfel zurück, sie hängt fest am Berg, und fahren der Sonne entgegen. Hinein ins karg-grüne Tal, welches mit sporaten Grasbüscheln übersäht ist. Es wird wieder wärmer im Bus, die Scheiben sind wieder offen und Sicht wieder ellenweit bis zum nächsten Pass, den wir überwinden müssen. Stahlblauer Himmel soweit das Auge reicht. Ein Meer von gelben und roten Blumen ergießt sich über die weite grüne Fläche der Hochebene bis ran an die weißen Schneekoppen mit dem blauen Himmel im Hintergrund. Weiß, gelb, grün, blau und rot das sind die tibetischen Nationalfarben, ich weiß jetzt auch warum. KRACH, BUMM SCHLEIF UND PFEIF. Der Bus steht. Genauso ungläubich wie ich schaut auch der Busfahrer auf die hintere Achse: Wir haben einen der rechten Zwillingsreifen verloren, der andere Pfeift noch bis die Luft völlig raus. Den einen müssen wir schon am letzten Pass verloren haben, jedenfalls ist keine Spur von diesem zu sehen. Der andere weist starke Reibspuren an der Felge auf, die Felge hängt noch an einem Radboltzen, die anderen sieben sind weggebrochen.

Das wars dann wohl! 2 neue Räder und 8 Radboltzen hat keiner als Ersatzteil mit! Es ist der 14.August 14.30 Uhr, die Sonne steht im Zenit, lässt alles welken was Wasser in sich birgt. Es gibt hier oben keinen einzigen Baum, keine Sträucher, kein garnix. Nur Fels und Sand. Das letzte Dorf liegt einen Tag zurück. Auf dem Weg dort hin müsste auch irgendwo unser Zwillingsreifen liegen. Wir warten hier an Ort und Stelle auf irgendein Fahrzeug. Gestern habe ich 9 entgegenkommende Trucks gezählt. Das kann dauern. Halb sechs kommt ein Truck vorbei, einer der zwei Fahrer fährt mit diesem mit in die nächste Stadt, die, sie sich herausgestellt hat, glücklicherweise nur 35 KM entfernt im nächsten Tal liegt. Nach 4 Stunden kommt er mit einem Jeep und Erstatzeilen zurück. Es ist wirklich ein Wunder, daß es in einem 1500 Seelen-Dorf mitten in der Prärie genau diese Teile gibt! Einfach unglaublich! Die Reperatur kann beginnen. Irgendwann in der Nacht ist es dann soweit, wir können weiterfahren.

Der höchste Punkt mit seinen 5700 Metern, liegt noch vor uns. Noch etwa 450 Kilometer bis Ali, wir haben schon wieder einen Radboltzen verloren und die Felge ist auch schon wieder eingerissen. "Zheng chang" sagt der Busfahrer zu mir, was soviel heißt wie "Das ist hier normal". Die rauen Bedingungen auf Tibets Wegen machen jedes Fahrzeug zum Ersatzteilkonsumenten. Zwei Nächte liegen noch vor uns. So manches Abenteuer hab ich noch erlebt, mein Kopf schmerzt vom ständigen Holbern. Heute ist der 16.August 11 Uhr und ich bin tatsächlich mehr oder minder heil in Ali angekommen.

Ali mit 5000 Einwohnern ist der Ausgangspunkt für meine weiteren Reisen in Westtibet

Markuspolo

Hier oben kannst du die Wolken küssen!!!

Name: Nachtrag Sky Burial

Datum: Freitag, 16 August, 2002 um 17:06:18
Kommentar:
Auf Grund mehrerer Nachfragen per Email erkläre ich wie ein Adler einen ganzen Menschen fressen kann. Wer nicht lesen mag, sollte es lieber lassen!!!

Naja, nachdem die über 100 Adler nicht mehr zu bändigen waren und sich auf ihr "Frühstück" gestürtzt hatten, und sich die ersten dann mit dicken Bäuchen sich irgendwohin setzten, kamen die zum Zuge, die nicht so schnell waren. Die Adler setzten sich direckt neben mich, 1m oder 1,50 m. Mit den ausgespannten Flügeln berührt einer meine Hüfte, der Schnabel reisend scharf, der Kopf blutrot und die Krallen gerade im Gras säubernd. Die Adler um den "Kadaver" werden weniger, bis der Mönch schließlich alle wegjagt. Die Adler haben den gesammten Meschen gefressen, haben innerhalb von 10 Minuten nur das Skelett übrig gelassen. Es ist komisch, eben hat es mich noch geschaudert, als der Mönch begann die Leiche aufzuschneiden. Doch jetzt, wo alles leergefressen ist, ist das Skelett nur noch ein Objekt.

Der Mönch zieht die beiden Skelette zu einem Hackstock, zerhackt sie in kleinere Teile. der adere Mönch nimmt diese Teile und zerkleinert diese mit einem riesigen Stein, immer wieder holt er aus bis die Knochen so staub zerfallen. Den Staub mixt er dann mit Mehl und irgend etwas anderem und legt es in die Mitte des runden Occult-Platzes. Die Adler fressen auch stürzen sich wieder auf den runden Platz, der Mönch hat Mühe sich aus dem Gewirr von Flügeln und scharfen Schnäbeln an sicheren Ort zu begeben. Bestattung ist nun beendet. In schlängellinie um die Adler, bahne ich mir meinen Weg vom Hügel hinunter.

Der Bus ist schon abgefahren. Ich muss aber heut nach Lhasa zurück. Ich frage also den Fahrer des Truck's, der noch im Klostervorhof steht. Auf der Ladefläche ist noch Platz. Das reicht mir. Die Fahrt war nicht gerade sehr weich am Hintern, aber in 8 Stunden würde ich ja Lhasa erreichen. Nach 2 Stunden Fahrt überlege ich mir, wieso eigentlich der Truck im Klostervorhof stand. ... Es ist der Truck, der den einen Sarg brachte. Naja, Augen zu und durch!

Schon morgen wird der Truck wieder als ganz normales Transportmittel verwendet, für Reis, Mensch und Tier.

Markuspolo

Name: " S K Y   B U R I A L " - Luftbestattung

Datum: Montag, 12 August, 2002 um 10:25:55
Kommentar:
Bevor ich über den Sky Burial schreibe, möchte ich euch erklären, daß die Tibeter einen völlig anderen Bezug zum Tod haben als wir es in Europa kennen. Das Prinzip des freundlichsten und zufriedensten Volkes der Erde ist: "Was die Natur schuf bekommt sie zurück."

Ich bitte daher, den Sky Burial nicht mit westlichem Denken zu vergleichen!!!

Nun ich wollte unbedingt die eigenartigste buddistische/tibetische Tradition, den Sky Burial, miterleben und fuhr Samstag morgen mit dem lokalen Bus 9 Stunden wiedermal über Stock und Stein quer durch die Berge, 60 Kilometer westlich von Lhasa, in das Trikung Kloster um den Sky Burial sehen. Sky Burial heißt übersetzt Luftbestattung. Es handelt sich also um eine Bestattung.

Eine Bestattung, die der westliche Glauben wahrscheinlich nichtvestehen kann. Denn die Toten werden hier vom Adler gefressen. Und so in den Himmel getragen. Es war für mich nicht leicht, für mich selber zu entscheiden es mit anzusehen. Doch wenn man schon einmal in Tibet war, die Tibeter kennt, ihren Glauben verstehen kann und schon einmal darüber gelesen hat, ist es einfacher. Ich sah Erleichterung in den Gesichtern der Angehörigen während des Sky Burial's. Die Erleichterung zu wissen, daß die Seele des Verstorbenen aus dem Körper wich und jetzt im Himmel weilt und darauf wartet als irgendein anderes Lebewesen wiedergebohren zu werden. Das ist hier in Tibet in der Tat ein freudiges Ereigniss.

Ich erreichte also das Kloster, neben dem in Indien, das Bekannteste für den Sky Burial, um 16 Uhr. Ich war skeptisch, wusste nicht was mich erwarten würde. Ich fragte einen der Mönche, ob morgen ein Sky Burial stattfinden würde. Er verneinte. Ich war einerseits etwas entäuscht, andererseits irgendwie erleichtert. Ich richtete mich auf eine kalte Nacht ein und bezog Quartier. Das Kloster bietet Heerberge fuer Angehoerige, Pilgerer und Mönche anderer Klöster. So auch heute. Mit im Bus saßen ein Mönch aus einem Kloster in Lhasa und dessen Eltern. Sein Vater, übrigens Lhama (Reinkarnation). Seine Mutter schon Altersschwach am Krueckstock, mit vielen Falten im Gesicht, nur noch weinge Zaehnen und grau durchwachsenem Haar. Ihr Gesicht von der strengen Sonne hier in 4000 m Höhe, stark gebräunt und verbrannt. Ich Grüße alle drei: "Dashi Dalek." Die 15 tibetisch bunten Betten des Raumes sind mit dicken Decken tibetscher Muster ausgestatten. Einige der vielen kleinen quadratischen Fenster haben kein Glas mehr. Es zieht.

17 Uhr kommen 3 Reiter mit vier Pferden geritten. Die drei sind richtig braun, schon fast dunkelhäutig, mit langen zum Zopf geflochtenen Haaren in traditioneller Tracht. Es sind Grasslandbewohner, also ohne festen Sitz. Sie binden die Pferde an und laden ab. Das vierte Pferd trägt einen, wie es aussieht, schweren Sack. Den Sack legen sie in die Mitte des Klostervorhofes, die anderen Sachen wie einen Sack Mehl, ihre Taschen mit Topf, Tassen und Verpflegung und die Sattel legen sie and den Rand, wo sie jetzt ersteinmal rasten. Sie haben mehrere Tage Ritt hinter sich. Es dauert eine Weile, bis ich realisiert habe, daß in dem Sack ein Verstorbener sein muss. Die drei halten ein Ritual ab, trinken Yak-Butter-Tee mit Yakmilch. Eine Stunde Später quält sich ein Truck den Berg zum Kloster hoch. Vier Männer tragen einen Holzkiste vom Truck, setzten sie neben dem Sack in der Mitte des Hofes ab. Morgen findet also der Sky Burial statt. Ich bekomme Gänsehaut. 19 Uhr versammeln sich, in ihren roten Kutten, die 41 Mönche des Klosters inklusive des Lhama, dem Klosterfuehrer mit gelber Kopfbedeckung. Gebete werden gemurmelt. Leichengeruch zieht über die Mönche her. 1 Stunde Murmeln die Mönche ihre Gebete, jeder ein anderes. Bis der Lhama schließlich die Gaben der Angehörigen annimmt. Die Nacht bricht an. Es wird Kalt. Strom gibt es nicht. Bei Kerzenschein esse ich mit den Mönchen, gehe dann zu Bett.

7 Uhr wird es hell. Die Grassländer satteln die Pferde, transportieren den Toden auf die Spitze des Berges, dort wo der Sky Burial stattfindet. 8 Uhr tragen die anderen den Toden aus der Holzkiste zur Spizte des Berges. Ich gehe mit. Die Spitze ist mit tibetischen bunten Gebehtsfahnen großflächig geschmückt, 100 Meter von mir entfernt zwischen den Fahnen sitzten etwa 25 hungrige Adler.

9.30 Uhr trifft eine Gruppe Mönche ein, die während der gesamten Zeremonie Gebete murmeln werden. Die Toden, bandagiert und in Decken gewickelt der andere noch im Sack, werden jetzt 3 mal um die runde Opferfläche getragen, in der Mitte niedergelegt. Zwei Mönche, die in Chinesisch "Tian Zang Shi" genannt werden, was soviel heisst wie, "Meister der Himmelsbestattung" binden sich dicke lederne Schürzen um. Nur diese zwei Mönche habe den Zuspruch dieses Amt auszuführen. Sie schneiden die Bandagen auf. Der Geruch wird zu den Adler gertagen, die sich nicht lange bitten lassen und sofort den Anflug auf Opferflaeche nehmen. Die Angehörigen schwingen lange Seile, mit einem Knoten am schwingenden Ende, durch die Luft, um die Adler vom Bestatter fern zu halten, habe Mühe, dei Adler zu bändigen. Ich stehe jetzt 7 Meter von den Adlern entfernt, immer meher werden vom Geruch angelockt, schweben im Tiefflug über meinem ein. Wenn sie ihre Flügel ausgebreitet über meinem Kopf schwingen, verschwindet die Sonne für einen Moment. Ich habe bei 60 Adlern aufgehoert zu zählen, es sind aber mindestens doppelt soviele.

Die zwei Mönche schneiden die Toden jetzt in Stücke, was ich nicht näher beschreiben möchte. Diese Masse von Adlern ist kaum zu bändigen, einzelne versuchen noch während die Mönche schneiden ihr Glück, um der erste zu sein. Immer wieder peitschen die Angehörigen mit den Seilen auf die Adler, ich stehe direkt daneben. Ein Adler schafft es an die Seilschwinger zu überlisten und frißt bereits neben dem noch immer schneidenden Mönch. Das war das Zeichen für alle anderen. Die Adler sind durch nichts zu halten, besser man geht aus dem Weg, wenn über 100 hungrige Adler, Einer hastiger wie der Andere, zu ihrem "Mahl" störmen - "wie die Geier". Ein Getummel, Gekrächtse und Flügelgeschlage von über 100 Adlern auf der runden Flaeche, der eine Mönch, mittendrin, versucht noch seine Arbeit zu beenden - keine Chance, er muss der Gier der Adler weichen. Von den Steinen auf der Fläche sieht man jetzt nichts mehr, nur noch 2 Meter 50 lange Flügel aus der Masse herausragen. Die Adler streiten, hacken sich gegenseitig, zerren um die besten Stücken. Nach nicht einmal 10 Minuten ist alles vorbei. Zurück bleibt ein leergefressenes Skellet. Die Adler werden, weniger sammeln sich wieder am Rande. Die zwei Mönche zerlegen jetzt die Skelette, zerhacken und zerstampfen die Knochen mit Beil und Steinhammer zu Mehl und kleinen Stücken. Gemixt mit Mehlstaub aus Tibetischem Traditionsgericht, fressen die Adler nun auch die zermahlenen Knochen. Zurück bleibt nichts, außer satten Adlern und der glücklichen Gewissheit, daß der Tode in den Himmel gtragen wurde. Ich weiß es ist nicht leicht zu verstehen, ich kann nur sagen, daß die Angehörigen keinerlei Trauer verspüren, denn sie sehen das Fleich als Fleich und die Seele als Seele. Der Mensch tötet Tiere, um zu essen, am Ende wird der Mensch dem Kreislauf Natur beigefügt. "Der Mensch ist glücklich, wenn er essen kann, der Adler auch" - so sagen die Tibeter. Die Tibeter wissen, daß so die Seele von den Adlern in den Himmel getragen wird und daß das die einzige Möglichkeit ist, als ein anders Lebewesen wiedergebohren zu werden. Die Tibeter Sagen: "Das nächste Leben wird glücklicher". Deswegen achten die Tibeter jedes Lebewesen, es könnte einer ihrer Vorfahren sein. Dennnoch tun sie, was sie tun mussen und töten, um zu essen. Der Tod bringt immer neues Leben.

Name: Reisetipp "SKY BURIAL"

Datum: Montag, 12 August, 2002 um 07:49:48
Kommentar:
Wer also mal in Lhasa ist und den Sky Burial sehen möchte, beachte folgendes:

Das bekannteste Kloster für den Sky Burial ist das Trikung Kloster etwa 60 Km westlich von Lhasa.
Der Sky Burial findet jeden Tag außer am 08.; 18. und 28 jeden Monats statt. Auch Sonntags! Die Toden werden am Vortag von den Angehörigen per Truck, Bus oder Pferd gebracht. Danach versammeln sich die 40 Mönche des Klosters und der Lhama zum Gebet. Der Sky Burial fängt gewöhnlich am n/auchsten Morgen 8 Uhr im Kloster an. Der/die Toden werden vom Kloster aus zum Bestattungspunkt, der Spitze des Berges, getragen. Steiler Anstieg! Die eigentliche Zeremonie beginnt zwischen 8.30 und 10 Uhr. Dauert etwa 2-4 Stunden.

Es gibt zwei Möglichkeiten um hier her zu gelangen: Mit dem Jeep oder mit dem lokalen Bus. Die meißten benutzen den Jeep, daß ist am einfachsten, aber auch am teuersten. Man startet in der Nacht 2.30 Uhr und kommt gegen 6-8 Uhr an. Man fährt am Abend zurück nach Lhasa. Diese Tour kostet 1000 Yuan (circa 125 Euro).

Die andere Möglichkeit ist der Lokale Bus für 30 Yuan. Der startet aller zwei Tage morgens 7 Uhr in der Nähe vom Yak-Hotel (genaue Adresse füge ich hier noch ein!). Möglichst schon 6.30 Uhr da sein, um den Bequemsten der Unbequemen Sitze zu bekommen! Der Bus hält dann /uberall, um noch Leute mitzunehmen - mit der Zeit füllt sich der Bus so sehr, daß man sich nicht mehr bewegen kann! Gegen 16-19 Uhr erreicht man dann das Kloster. Diese Tour ist Zweifelsfrei die Interessantere, da man unter Einheimischen unterwegs ist und mehr Zeit im Kloster hat. Unteranderem auch die Zeremonie des Vortages miterlebt. Man nächtigt im Kloster für 20 Yuan. Der Rückweg ist ein bisschen komplitziert, denn der Bus verlässt das Kloster zwischen 8 und 9 Uhr, der Sky Burial ist da noch nicht zu ende. Man kann dann bei einem derer, die mit dem Jeep das sind, per Anhalter mit fahren. Oder, wenn ein Truck da ist, auf dessen Ladefläche mitfahren. Mann kann aber auch noch zwei Nächte im Kloste bleiben und auf den nächste Bus warten.

VORSICHT: Der Bus ist saualt und richtig dreckig - nix für Stino-Touristen!!! Außerdem kann es im Bus sehr eng und umbequem werden, und es kann sein, daß die Leichnam mit dem Bus Transportiert werden (auf dem Dach).

Name: J O G U H R T - F E S T I V A L

Datum: Freitag, 9 August, 2002 um 20:00:53
Kommentar:
Das schönste Fest des Jahres fand am 08.August statt. ich kam morgens 2 Uhr hier an, gerade noch rechtzeitig, um mich 6 Uhr in der Früh als einer der Pilgerer mit auf den Weg zum Johgurt-Festival zu machen. Johgurt-Festival deswegen, weil die Leute hier ihren Selbergemachten Johrgurt essen und dem Kloster spenden. Das Fest findet in zwei Klöstern gleichzeitig statt. Die Einheimischen pilgern von Lhasa aus zu den Klöstern in den Bergen. Ich habe meine Karte vergessen aus dem Rucksack zu nehmen, aber der Weg ist heute nicht schwer zu finden. Ich folge einfach all den anderen Pilgerern. Vorwiegend Einheimische aus Lhasa und andere Tibeter aus ganz Tibet und dem Tibetischen Teil Indiens sind nach Lhasa gekommen. Man erkennt sie an den bunten Kleidern und traditionellen Hüten. Alte Männer mit kiloschweren, goldenen, mit feinen Mustern verarbeiteden Gebetsmühlen, die sie zwischen Hüfte, Ellenbogen und Brust eingeklemmt, mit der Hand fast an der Schulter haltend, ständig sich rechts herum drehen lassen, schreiten sich mit dem Krückstock abstützend langsam vorwärts, singen oder murmeln dabei tibetische Lieder, lassen die Gebetsmühlen nicht aufhören zu drehen. Frauen mit kleinen Kindern auf dem Rücken in tibetischer Tracht, bund und reich mit typisch tibetischen Mustern verzierte Kleidung, Ringe, Ohringe, Ketten aus purem Gold, die besten Sachen werden heute getragen. Der Kopfschmuck ist nicht zu übersehen ?türkise und rote Steine eingeflochten in die langen schwarzen Haare. Junge Mädchen tragen ihre Haare geflochten offen mit nur weinig Schmuck, Frauen mit Kindern tragen sie zu einem Zopf geflochten mehrmals um den Kopf gewickelt mit allem Kopfschmuck den sie besitzen und einer Krone aus dem tibetisch türkisen Stein auf der Stirn und alte Frauen tragen die lange Haare zu zwei Zöpfen geflochten hängend bis fast zum Erdboden, manchmal schleifen sie auch auf diesem, meist ohne Kopfschmuck, aber dafür mit bunten eingeflochten Fäden. Ganze Familien sind gekommen, Jungen mit Pferden und Bettler die heute nicht betteln, sondern verteilen. überall sind Feuer entfacht in die jeder ein bestim mtes getrocknetes Kr/aueter reinwirft. Die Kr/aueter brennen nicht, qualmen nur. Der schwere Qualm zieht über die Straße, legt sich nieder, ich kann die Hand vor Augen nicht sehen, ein beißender Geruch in der Nase. An einem qualmenden Haufen vorbei, sieht/riecht man schon den Nächsten. Der Weg zum Kloster ist völlig mit weißem Qualm bedeckt.

8.30 Uhr komme ich endlich am Kloster an. Der Grund warum alle hier her pilgern, ist plausibel: Hier in dem Kloster in Bergen, wird seit 600 Jahren der "Tang ga"?nur an diesem Tag für ein paar Stunden ausgerollt. Der "Tang ga"?ist ein Teppich von 40 Meter Breite und etwa 60 Meter Länge, auf dem Budda abgebildet ist ?600 Jahre alt! Er wird an einem Berg gegenüber vom Kloster mit den ersten Sonnenstrahlen ausgerollt und von Mönchen straff gehalten. Der Teppich ist wunderschön, in der Mitte ein großer Budda, rings um diesen Sonne, Mond, kleinere Buddas und mit unzähligen Abbildungen religiösen Ursprungs, bis ins millimetergenaue Detail und goldenen Fäden durchzogen gestickt ?40 mal 60 Meter! ?Eine Fläche wie ein halbes Fußballfeld. Ich kann den "Tang ga"?schon von weitem sehen, so farbenprächtig er ist. Der Strom der Pilgerer reißt nicht ab, Die Masse bewegt sich unaufhaltsam in Richtung "Tang ga"? durch die vielen Rauchschwarden, vorbei an rastenden Pilgerern, um den Tang ga einmal anzufassen. Am unteren Ende staut es sich , alle verneigen sich, dreimal mit dem Kopf den "Tang ga"?berührend vor Budda, Gebetsmühlen liegen auf dem Boden, reflektieren das grelle Sonnenlicht, werden von den sich Verneigenden wieder aufgenommen und wieder in Schwung gerbracht. Die Masse bahnt sich ihren Weg entlang des "Tang ga"?den Berg hoch, oben angelangt werfen die Tibeter weiße Gebetstücher auf den "Tang ga"? die dann bis nach unter rutschen und sich unten Stauen, daß sie von den Mönchen eingesammelt werden müssen. Kleine quadratische Zettel zu jeweils 108 Stück zusammen gebunden, mit buddistischen Motiven und Schriften, werden in die Luft geschmissen und vom Wind in Richtung "Tang ga"?getragen. Die Zettel fliegen überall herum der Boden ist völlig bedeckt, der gesamte Berg mit diesen übersäht. Die Sonne kracht regelrecht runter, Seit 600 Jahren hat es noch nie an diesem Tag geregnet, es ist so heiß alles was fl/ußig ist, sofort verdunstet. Staubwolken von ausgedurrter Erde des Berges mischen sich mit dem Rauch der qualmenden Haufen, die immer wieder mit neuen Kräutern gefüttert werden. Jeder Pilgerer hat einen Sack voller Kräuter mit gebracht. Der ganze Berg dampft, es erscheint richtig mystisch.

Mönche irren umher, um das Fest am Laufen zu halten, schleppen die Säcke mit die weißen Tüchern zum Kloster, bringen rückzu Fässer frischen Wassers mit. Ein Lhama steht am unteren Ende des "Tang ga"? gibt seinen Segen an jeden Einzelnen, eine unendlich lange Schlange wartet auf den Segen des heiligen Lhama.

Um 2 Uhr Nachmittags ist alles vorbei, die Pilgerer sind weniger gerworden, die qualmenden Haufen größer, schwelgen sie jetzt vor sich hin, bis sie völlig erloschen, ein letztes mal zieht dicker Rauch über den "Tang ga"? die Mönche bereiten den "Tang ga"?zum Einrollen vor. Ein goldenes Seidentuch wird von oben Stück für Stück über ihn gelassen, mehr als 20 Mönche sind damit beschäftigt. Der "Tang ga"?wird nun von unten aufgerollt. Auf 40 Metern Breite stehen Mönche Fuß an Fuß und rollen mit einem kräftigem ?He ?He ?He - ...?den "Tang ga"?im Gleichtakt ein. Es wimmelt jetzt nur so vor roten Gewandtträgern, alle sind mit fegen, einsammeln oder abbauen beschäftigt. Der "Tang ga"?ist fertig eingerollt, hat einen Durchmesser von 80 Zentimetern, der erste Mönch packt die Rolle auf seine Schulter, der Zweite folgt sogleich, der Dritte und der Vierte bis zum Letzten, setzt sich der Zweihundertvierzigfüßler nun in Gang. Die Rolle, geführt vom Lhama der den Segen erteilte, wird geschickt um Kurven und über Felsen mannöfriert, bis ins Kloster zurück. Hier liegt nun der "Tang ga"?und wartet nun 365 Tage bis ein weiteres mal dem Volke gezeigt wird.

Markus'Polo

Name: In Lhasa...

Datum: Donnerstag, 8 August, 2002 um 17:35:18
Kommentar:
Heut Nacht 2 Uhr bin ich in Lhasa angekommen. Das Visa hatte ich diesmal reichlich spät beantragt, aber es hat ja noch gereicht. An einem der Checkpoints kam ein chinesischer Polizist in den Bus, fragte mich nach meinem Visa. Alles in "Ordnung", sgate er. Der Bus ist zwar als Schlafbus deklariert, aber die Betten (Kojien) sind 1,50m lang und sind bei mir einfach 34cm zu wenig. Um so viele Kojien, wie nur irgend möglich einzubauen, hat man natürlich nach oben und zur Seite nicht viel (keinen!!!) Platz. Rechts und links durch Eisen-Streben begrenzt, sodaß man wirklich nur seine 50cm Breite nutzen kann. 1156Km sind es von Golmud nach Lhasa. Die Sraße ist wirklich nicht gerade eben - alles was im Gang steht, liegt, sitzt, wird durcheinander gewirbelt, hoch und runter geschmissen, ich weiß nicht wohin mit meinen Beinen, lehne sie irgendwie an die Streben - die Blauen Flecke lassen grüßen. Ich habe einen unteren Schlafplatz erwischt - eben mit Gang auf gleicher Höhe. Der Bus ist, wie hier üblich, total verdreckt. Zum Atmen nimmt man nur das was man braucht. Meine Fingernägel sind schwarz und keimig, von den Händen ganz zu schweigen. Klebrig und fettig. Waschen is nich! Toilette hinterm Berg, 1 mal am Tag halten wir, um in irgendeinem Dorf zu rasten. Die Schneekuppen ragen hinter den Häusern empor, kühle frische Luft sinkt von den Bergen ab, es ist 5 Grad kalt. Eine Stunde Pause das ist genug schließlich liegen noch immer 800 Km vor uns! Heute Morgen (2 Uhr) bin ich also endlich in Lhasa angekommen, durchgeschüttelt, durchgerüttelt und ausgehungert muss ich feststellen, daß alle Backpacker-Hotels belegt sind, denn heute (08.August) ist das Festival, bei dem dieser riesige Teppich ausgerollt wird. Naja, irgendwo kommt man immer unter, auch wenns nichts fürs Auge ist, ein Bett und eine Dusche reichen mir ja. Wobei das mit der Dusche wirklich schön gewesen wäre.

In diesem Sinne: Viele Grüße aus Lhasa und morgen schreib ich dann von dem Festival, welches ich seit morgens 6 Uhr verfolgt und miterlebt habe.

Markus'Polo

Name: Sandsturm im Zug

Datum: Montag, 5 August, 2002 um 09:18:11
Kommentar:
...nach dem ich 2 Tage in Xining und Umgebung verbracht hatte, am Qinghai-See, dem größten in China, und in einem Kloster (Ta er si) war, habe ich Xining verlassen und fuhr mit dem Zug 2 Tage in Richtung Westen, nach Ge Er Mu (Golmud). Ich bin zwar erst heut Morgen angekommen, aber wollte eigentlich gleich nach Lhasa weiter reisen. Der Bus braucht auf der unerschlossenen Strecke zwischen 3 und 7 Tagen, das weiß keiner so genau, es kommt auf die Witterungsverhältnisse an. Letztes Jahr habe ich für die gleiche Route 73 Stunden gebraucht, ich denke aber, daß es dieses Jahr länge dauert, da in Lhasa das größte und schönste Fest des Jahres am 8.August beginnt. Da strömen Pilgerer von allen Seiten nach Lhasa. Nomaden, Mönche, arme Bauern, Bettler, Chinesen, Mongolen, Inder, Nepalesen, Uiguren, Tadschiken, Kazakken und viele Backpacker nicht minder. Ich mittendrin. Alle wollen den riesigen Teppich auf dem Budda abgebildet ist, sehen. Dieser wird nur einmal im Jahr ausgerollt und am Potala-Palace an eigens dafür vorgesehenen ösen aufgehängt. Der Teppich wird in Chineseisch "zhan fo" genannt und ist etwa 40x50 Meter groß.

Ich schreibe dann von Lhasa wieder, um meine Eindrücke unverfälscht wiederzugeben.

Der Zug von Xining nach Ge Er Mu war wieder mal erlebnissreicher als ich gedacht hatte: Die Schienen führten den Zug direkt in die karge Landschaft, dorthin wo das Vieh mehre Stunden nach einem einzigrn Grassbüschel zu suchen hat, dorthin wo die Erdoberfläche einfach nur braun ist, braun und trocken. Vorbei an ausgedurrten Bäumen und zurückgebliebenen Skeletten verdursterter Tiere. Es wird langsam Nacht. Die Zug windet sich unaufhörlich bis auf 4000m hoch, schlängelt sich zwischen den Bergen, vorbei an tiefen Schluchten und steilen Wänden vorbei, wir erreichen schließlich den höchsten Punkt. Es geht abwärts. Vor uns liegt der südliche Tei der Wüste Gobi, den muss der Zug durchqueren. Es sind noch 14h bis nach Golmud, noch eine Nacht. Ich liege diesmal ganz oben, der Ventilator arbeitet ununterbrochen, wirbelt die stehede Hitze im Zug permanent um. Die Nacht ist bereits angebrochen, alle Fenster sind geschlossen, es ist kalt geworden. Richtig kalt, der Strom für den Ventilator wird abgestellt. So weit ich schauen kann, sehe ich nur Sand. Gegen 3 Uhr stoppt der Zug, muss auf den entgegenkommenden warten. Ich wache auf, höre ein drückendes Pfeifen. Der Zug steht seit einigen Minuten, draußen tobt ein Sandsturm ala Wüste. Der Wing drückt so sehr gegen die undichten Fenster, daß feiner Sand eindringt. Ich höre, wie Sandkörner gegen den Wagon gepeitscht werden. Ein Horn ertönt in immer näher kommenden Abstämdem. Der Gegenzug kommt, frißt sich langsam seinen Weg durch den Sand. Es wird Morgen, der Zug rollt seit 2h wieder, die meterhohen Sanddünen werden allmählich kleiner, verschwinden schließlich. Riesige weiße Flächen tauchen in der Landschaft auf. Eine Fatamogana? Nein! Ausgetrocknete Salzseen bestimmen nun Beschaffenheit der Landschaftsoberfläche. Was voher Sand war, ist jetzt pures Salz. Ab und zu sieht man ein oder zwei Einheimische mit Körben, die das Salz "ernten". Der Zug rollt immer noch mit konstanter Geschwindigkeit durch die tagsüber wiederkehrente Hitze.

Ich sitze jetzt in einem Internetcafe in Golmud. Draußen ist es unerträglich heiß, viel Staub (f)liegt hier in der Luft. Also das ganze Gegenteil von Tibet!

Bis demnächst Markus'Polo

Name: Muslime in Xining

Datum: Freitag, 2 August, 2002 um 16:45:06
Kommentar:
Ich habe die letzten 4h Zugfahrt überstanden, war ja auch ein Klaks gegenüber den letzten 3 Tagen. Zugfahren macht hier richtig Spass. Der Zug schlängelt sich über hohe Berge, vorbei an abgrundtiefen Schluchten, durch Taeler und lange Tunnel, über schwingende Brücken und ab und zy durch kleine Städchen. Die Züge sind prinzipiell knackevoll und richtig abenteuerlich. Die Räder knallen nur so auf den Schienenstössen, daß man bequem von innen aus die Kilometer zählen könnte. Der robuste Zug aus purem verrostetem Eisen, quitscht und knarrt in eigenem Rythmus, die Wagons schwingen aneinander hin und her, es ist regelrecht gefährlich von Wagon zu Wagon zu springen, waghalsige Kletterakte der Schaffner dienen zur Ermunterung des gesamten Zuges. Die Leute im Zug sehen den richtigen Chinesen (Han-Chinesen alles was südlich vom Yangze-Fluss ist!) nicht mehr ähnlich. Ich bin in Nord-China, Einflüße vieler Kulturen kann man hier sehen. Es gibt hier sehr viele Muslime, man erkennt sie am farbigem Keppie. Alles was hier ein Geschäft oder ein Restaurant hat, ist muslimisch. Moscheen und Basaare so weit das Auge reicht.

Ich habe schon das nächste Ticket... für morgen früh. Ich habe mich hier in Xining in einem Vierbettzimmer einquartiert, geteilt mit anderen Chinesen. Morgen mache ich einen Tagestripp zum Qinghai-See, welcher für seine Schönheit bekannt ist. Ich fahre also mit dem lokalen Bussystem raus aus Xining in die karge Landschaft, mache eine kleine Wanderung und kehre am Abend wieder ein. Zu essen gibt es hier reichlich, nach den 3 Tagen Zug genau das was ich brauche. Nur Schweinefleich bekomme ich hier nicht zu Gesicht - Muslime essen kein Schwein! Dafür aber frisch geschlachtete Kuh und Ziege.

Xining ist richtig dreckig, Kohleöfen und rußpustende Armee-Trucks welche hier Station machen, um die nördlichen Grenzen Chinas zu sichern, machen die Luft so undurchsichtig und fast ungenießbar. Es ist hier sehr heiß und trocken, bedingt durch die Lage. Die Landschaft ist eher karg und staubig, ein Ausläufer der Wüste Gobi. In der Nacht wird es übrigens ziemlich kühl - in den Doppelscheiben des Zuges stand das Kondenswasser 4cm hoch!

Markus'Polo

Name: China/Die ersten 3 Tage im Zug

Datum: Freitag, 2 August, 2002 um 08:32:04
Kommentar:
... ich bin total durchgeschwitzt. Nachdem ich am 30. Juli mit dem Zug in Zhingshan (naehe HKG) gestartet bin, habe ich 3 Tage im Zug verbracht. Sitzten, sitzen, sitzen. Gluecklichereweise gibt es hier "ying wo" das heisst soviel wie: hart liegen. Und das stimmt auch!!! Man kann also in der Nacht auf einer harten Liege schlafen - mir tut das Kreuz wehhh..hhh. Das Beste ist allerdings, dass ich mich dieses Jahr unterhalten kann. Auch wenn manche einen sehr starken Dialekt haben oder einfach zu schnell reden. Aber ich habe mich inzwischen daran gewoehnt. Im meinem Abteil (6 Betten, je 3 uebereinander) fuhren Meng An Chi und Nei Nei mit. An Chi ubersetzt heisst uebrigens Engel - da hatten wir gleich einen Gespächststoff. Nei Nei heisst einfach nur Oma. Meng An Chi ist ein kleines Maedchen aus Suedchina, die mit ihrer Grossmutter nach Xian unterweg ist. Sie ist erst 4 einhalb Jahre alt und beherrscht schon einige Schriftzeichen (normalerweise lernen Chinesen die Zeichen ab 6). so las sie mir aus ihrem Maerchenbuch vor. Und ich konnte die einfachen Saetze sehr gut verstehen. Als das Buch zu end war (nach 7h) wollte sie mein Maerchenbuch sehen. So da ich aber kein Maerchenbuch dabei habe gab ich ihr also mein Chinesischbuch. Sie las fast alles vor - erstaunlich clever die Kleine. Immer wieder las sie mir aus dem Buch vor, die Grossmutter war ganz froh - sie hatte ihre Ruhe vor dem kleinen Quelgeist.

Am naechsten Tage erreichten wir Xian. Nei Nei und An Chi stiegen aus und ich fand neue Gespraechspartner.

Jedesmal waehrend der Nacht, es voellig dunkel war, alle eben auf der harten Liege lagen, und auf den naechsten Morgen warteten, spuerte man deutlich, dass man ja im Zug unterwegs ist. Man gewoehnt sich daran und vergisst allmaehlich, dass man in den 3 Tagen mehrere ?000 KM zuruecklegt. Jedenfalls wenn es Nacht ist, spuerst du deutlich das Poltern der Schienenstoesse. Ganz monoton. Man sinkt tiefer und tiefer in den Schlaf, man schlaeft ein ... Ploetzlich Holtern und Poltern und Krach und Bumm... , der Zug steht, ich haenge vomj Ruck aus der Liege im 2.Stock geschleudert zwischen zwei Eisenstangen, halb auf dem Fussboden, wie alle anderen auch und bin wieder hell wach. Wads war passiert?

Wir sind als letzter Wagon abgekuppelt worden. Ich sehen das Ende des Zuges in 800m Entfernung. Mit so etwas muss man Rechnen!!! Ist die Antwort des Schaffners nach dem der Zug es nach 25 Minuten geschafft hatte wieder anzukuppeln.

Ich bin vor 5 Stunden in Lanzhou angekommen, hatte schon die beruehmten Lanzhou-Nudeln gespeist und in 1h gehts weiter nach Xining (nur 4h).

Markus'Polo

Name: Hong Kong ¨C 36 Grad und 94 % Luftfeuchte

Datum: Dienstag, 30 Juli, 2002 um 07:08:48
Kommentar:
Ja, es ist war. HongKong, eine der dicht besiedeltsten Städte der Welt, ist so breit wie hoch. Die Menschen hier wissen nicht wohin mit ihrem Zeugs. Es ist üblich, dass ganze Familien mehrer Generationen einer Wohnung leben. Ich kann hier noch so kleine Seitenstrasssen entlang gehen, und ich komme vor Gedränge nicht weiter. Überall ergießen sich Massen von Menschenmengen zu jedem Zeitpunkt auf jeder Straße in alle Richtungen. Und hier gibt es viele Straßen!!! Ich wohne zur Zeit bei Gary, meinem Chinesischen Freund, auf der ¡°Nam Choeng Street¡± , einer der Hauptstraßen in irgendeinem der Wolkenkratzer. Wenn ich zur Tür rausgehe rechts oder links rum das ist egal, sehe ich nichts anderes als Menschen,Menschen,Menschen die in den vielen Shops entlang der Straße arbeiten. Garys Vater hat auch eine eigenes Geschäft, etwa 20 Minuten zu Fuß von hier, mit dem Bus 30-40 Minuten wegen des Verkehrs. Ich kam gerade von diesem Geschäft zurück, habe Die Zwei dort mal besucht. Unterwegs konnte ich all die Sachen erledigen, die ich mir vorgenommen hatte: Batterien für den Fotoapperat (sind hier 60% billiger), Batterie für meine Uhr, neuen Rucksack für den Tag, essen, trinken, Wasser, frisches Obst, Hosen und ein Wörterbuch. Dazu muss man hier nicht suchen oder stundenlang fragen, hier sind so viele veschiedene Geschäfte, daß du nur eine einzige Straße entlang gehst und alles zu finden vermagst.

Es regent in HKG nun jeden Tag, ständig liegt ein Schleier von Nebel über dieser Metropole und daß ist gut so, denn sonst würde die Sonne alles Leben austrocknen was sich ausbreitet. Jetzt im Moment regent es gerade wieder ¨C so stark, daß man nur 25 Meter weit sieht, so große Tropfen, daß du sofort pitchnass bist, wenn du aus dem Bus aussteigst und nur 2 Meter bis zur nächsten Überdachung hast. Die Märkte auf den Straßen spannen blitzschnell überdimensionale Planen auf, alles Leben kommt kurzzeitig zum erliegen. Es wird regelrecht still. Kurzzeitig aber nur! Denn in HKG hat keiner soviel Zeit, daß er wegen des Wassers gleich stehen bleibt. Das bunte Treiben geht sofort weiter, sobald die großen Tropfen vorbei sind. Kleiner Tropfen erreichen den Boden garnicht erst. Es ist zu heiß!

Vorgestern bin ich ja in HKG angekommen, habe mich inzwischen an Klima&Kultur (wieder) gewöhnt und heute Nachmittag fahre ich mit Gary nach Zhongshan, China (1h mit dem Boot, 2 h m.d.Bus), wo er ja eigentlich wohnt, um übermorgen von da aus nach Guangzhou (Canton) zu gelangen. Von Guangzhou gehts dann mit dem Zug nach Lanzhou etwa 2-3 Tage Richtung Norden. Dann etwas nochmal so lang Richtung Westen, nach Go Er Mu (Golmud) oder U Lu Mu Qi (Urumqi). Dann nach Kashi (Kashgar,200Km von Pakistan), von hier dann mit dem Bus wieder Richtung Süden nach Tibet. Dann kann meine Reise losgehen!

Bis dahin schreib ich aber nochmal.

Markus¡¯Polo

Name: Markus'Polo
Email: markusdias@hotmail.com

Datum: Samstag, 27 Juli, 2002 um 01:45:36
Kommentar:
hallo Leute,
es ist soweit: In 6 Stunden geht meine Tour los. Ich fahre dann erstmal mit dem Zug nach Frankfurt. Und dann geht's ab - über den Wolken - nach Dubai (Vereinigte Arabsche Emirate) und dann weiter nach Hong Kong (HGK). Dann bin ich erstmal in Asien. Um nach Tibet zu gelangen ist es dann noch ein weiter Weg: Circa 11-14 Tage werde ich wohl brauchen, um in Tibet, am Ausgangspunkt meiner Reise, angelangt zu sein....

Weiter Reiseberichte folgen die nächsten Tage...

Markus'Polo






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Nebenbei bemerkt, habe ich längst nicht alle Reiseberichte und Eindrücke ins Netz gestellt.




Gruß - Markus Polo