Ich hab soviel was ich euch schreiben kann......mal ein etwas anderes Erlebnis, das mit Sicherheit Interessanteste, habe ich heute erlebt: Vor zwei Tagen habe ich hier in Baotou nach einem Internet-Access gefragt und bin dabei auf jemanden Englischsprechenden gestoßen. Ein Englischlehrer einer chinesischen Mittelschule. Schnell kam mir die Idee mal eine Chinesische Schule zu besuchen. Und nicht nur das: Ich wurde nach einer Englischstunde gefragt. Und so habe ich 2 Englischstunden a 45 Minuten in 2 Klassen gegeben: Als ich in die Klasse herein kam, ging das anfängliche Gelächter in halbes Staunen über. Die Kidis wussten nicht so recht was sie erwartet. Man muss auch bedenken, dass der Großteil der Klasse noch nie eine europäische "Langnase" gesehen oder geschweige denn, sie sich mit ihm unterhalten haben. Die Schüler sind zwischen 11 und 14 Jahre alt und sprechen nur ein mageres Englisch. In der ersten Klasse waren 37 Schüler in der zweiten 39. Viel Platz haben sie nicht, aber es ist nicht zu eng! Jede Bank ist nur 80cm mal 40cm. Die Schule muss hier für 4 Jahre besucht werden. Wann sie eingeschult werden, hängt von den Eltern ab, die auch für jedes halbe Jahr etwa 300 Yuan(80 DM - ist viel hier) bezahlen müssen. Ich habe also Englisch unterrichtet und ein wenig über Germany und deren Schulklassen erzählt. Die Kids waren echt begeistert von der Idee, denn die Aussprache der Lehrer ist halt nicht so richtig Englisch....so konnten sie mal einen Englischen Akzent hören. Ich musste sehr langsam sprechen, aber die Kids haben jedes Wort verstanden und als ich fragte: "Is there any quesion up to here?" gingen sofort 22 von 39 Armen hoch. Sie wollten einfach alles wissen. Wie die Schulen in Deutschland sind, wann die Kids in Deutschland aufstehen müssen undundund... Die Kids wussten, dass unsere Hauptstadt Berlin ist, und dass Fußball unser Landessport ist. Nach 30 Minuten waren sie vom vielen Englisch-Sprechen erschöpft und begannen mir chinesische Fragen zu stellen. Als ich ihnen "wo bu ming bai" (Das verstehe ich nicht!) zu verstehen gab, ging abermals großes Gelächter los. Interessant ist auch, dass sie alle englische Namen hatten. Das Sortiment reichte von Nick über Jennifer bis zu Amber und Victoria, Oskar nicht zu vergessen. Das ist einfach eine Methode des Lehrers sie daran zu erinnern, dass chinesische Namen für Europäer nur schwer zu verstehen und zu merken sind. Außerdem ist es eine super Idee für den Englisch Unterricht. Als ich dann über das Zensurensystem in Deutschland erzählte, starrten sie die an die Tafel geschriebenen Zahlen 1,2,3,4,5,6 etwas skeptisch an. Nachdem ich erklärte wie die Reihenfolge ist, drängte gleich die halbe Klasse darauf mir Ihres zu erklären. Einer der Schüler, sein Name ist Nick, lies mich wissen, dass es in China Zensuren von 1,2,3,...,98,99,100 gibt. Und dass 100 die beste wäre. Als die Stunde zuende war hatte ich eine Menge zu tun - jeder wollte, dass ich meinen Namen in sein Schulheft schreibe und zwar auf die erste Seite. Etwas eigenartig war, dass alle Kids mit putzen, schrubben und reinigen beschäftigt waren. Der Grund ist einfach: Es war der letzte Schultag heute und da sie ab morgen Sommerferien(40 Tage) haben, muss die Schule auf Vordermann gebracht werden. Alles wurde geputzt - auch die Wände wurden abgewaschen, die Fenster von außen gereinigt, das Wasser des Springbrunns vor der Schule gefiltert undundund... Es hat jeder mitgemacht ohne Ausnahme(!!!). Der Umgang der Lehrer mit den Kiddis ist eher streng (womit nicht Bestrafung gemeint ist!) oder vielleicht ist "Kommunistisches Zusammenleben" ein besseres Wort, jedenfalls tragen sie einheitliche Schulkleidung und stehen auf wenn sie gefragt werden oder der Lehrer den Raum verlässt. Eine morgendliche sportliche Aufwärmung ist an der Tagesordnung. Markus Polo aus Baotou/China